Der deutsche Wirtschaftsprüfungsmarkt wird schon lange von den Big Four dominiert – Deloitte, PwC, EY und KPMG. Doch direkt dahinter lauern die „Next Six“. Das sind Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die nicht nur solide Umsatzsteigerungen verzeichnen, sondern auch mit innovativen Technologien, mittelstandsfokussierten Services und wachsender Internationalisierung punkten.
Für dich als zukünftiger Berufseinsteiger oder Master-Student im Bereich Wirtschaftsprüfung oder Consulting ist es wichtig, diese Player zu kennen. Sie bieten nicht nur interessante Karrierechancen, sondern auch Nischen, die die Big Four so nicht bedienen.
Unternehmen | Umsatz 2024 (Mio. €) | Wachstum vs. 2023 | Schwerpunkte | Bemerkenswerte Innovationen |
---|---|---|---|---|
BDO | 404 | +16,5 % | Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung | KI-Tool für ESG-Prüfung (Kooperation mit Deep Neuron Lab) |
Rödl & Partner | 377 | +12,3 % | Mittelstandsberatung, M&A | Audit-SaaS-Plattform, Fokus auf Osteuropa |
RSM Ebner Stolz | 402,3 | +16 % | Digital Assets, ESG Due Diligence | 4-Tage-Woche, Netzwerkerweiterung (RSM International) |
Baker Tilly | 219,5 | +13,8 % | Automotive, Healthcare | Digitale Plattform für Umsatzsteuererklärungen |
Forvis Mazars | 335 | +21,4 % | US-Expansion, Technologiebranche | Oracle NetSuite-ERP-Lösungen, transatlantische Mandate |
Grant Thornton | 249 | +18 % | Cybersecurity, Public Sector | Audit GPT, Beratung von 120+ Kommunen |
BDO AG: Die Nummer Eins unter den Next Six
Mit einem Umsatz von 404 Millionen Euro im Jahr 2024 und einem Wachstum von 16,5 % gegenüber 2023 ist BDO der klare Marktführer unter den Next Six. Vor allem im Bereich der Wirtschaftsprüfung konnte BDO mit 179 Millionen Euro Umsatz (+21,2 %) ordentlich zulegen, während die Steuerberatung auf 162 Millionen Euro (+13,9 %) kam.
Der Wachstumsschub kommt vor allem durch den gezielten Ausbau der ESG-Dienstleistungen. BDO hat ein KI-gestütztes Tool zur Prüfung von Nachhaltigkeitsberichten entwickelt – und das in Zusammenarbeit mit Deep Neuron Lab, einem der führenden KI-Institute. Das internationale Netzwerk ist ein weiterer Wachstumstreiber: 35 % des Umsatzes werden inzwischen mit grenzüberschreitenden Mandaten erzielt. Der Ausbau durch ein neues Büro in Nürnberg und die Übernahme der VICO Research & Consulting GmbH zeigen, dass BDO weiter auf Expansion setzt.
Rödl & Partner: Der Mittelstands-Experte
Mit einem Umsatz von 377 Millionen Euro (+12,3 %) ist Rödl & Partner besonders für Studierende mit Interesse an mittelständischen Unternehmen interessant. Weltweit generierte die Gesellschaft 2023 einen Umsatz von 588,6 Millionen Euro mit 5.800 Mitarbeitern in 110 Niederlassungen.
Was Rödl & Partner auszeichnet, ist die starke Fokussierung auf Familienunternehmen, besonders in den Märkten Mittel- und Osteuropas. Das Unternehmen begleitet jedes Jahr über 500 M&A-Deals, darunter viele Sanierungsmandate aus der Automobilbranche. Interessant ist auch die Eigenentwicklung einer Audit-SaaS-Plattform, die Prüfungsprozesse in Echtzeit ermöglicht.
Wenn du dich für Transaktionsberatung oder M&A interessierst, ist Rödl & Partner definitiv ein spannender Arbeitgeber.
RSM Ebner Stolz: Digitalisierung als Wachstumsmotor
Mit einem Umsatz von 402,3 Millionen Euro im Jahr 2024 und einem Wachstum von 16 % etabliert sich RSM Ebner Stolz als starker Player. Durch den Beitritt zum RSM International-Netzwerk (Umsatz: 9,4 Mrd. USD; 120 Länder) konnte das Unternehmen vor allem auf dem US-Markt wachsen.
RSM Ebner Stolz setzt stark auf Digital Assets und prüft zunehmend Kryptovermögen nach der neuen MiCA-Regulierung. Auch der Bereich ESG-Due-Diligence wird immer bedeutender. Besonders spannend ist, dass 30 % des Transaktionsgeschäfts inzwischen aus Nachhaltigkeitsbewertungen besteht.
Im Kampf gegen den Fachkräftemangel wurde ein flexibles Arbeitsmodell eingeführt, das auch eine 4-Tage-Woche ermöglicht – ein Punkt, der für viele Studierende extrem attraktiv ist.
Baker Tilly: Spezialist für Automotive und Healthcare
Baker Tilly hat 2024 einen Umsatz von 219,5 Millionen Euro in Deutschland erzielt (+13,8 %). Global liegt der Netzwerkumsatz bei 5,62 Milliarden USD. Besonders stark ist Baker Tilly in den Bereichen Automotive und Healthcare vertreten.
Während die Big Four vor allem bei den Konzernen mitmischen, fokussiert sich Baker Tilly auf die Zulieferer. Hier geht es darum, Unternehmen bei der Umstellung auf E-Mobilität und Batterieproduktion zu begleiten. Auch im Bereich Healthcare ist Baker Tilly durch die Integration eines Hamburger Restrukturierungsteams gewachsen.
Ein weiteres Highlight ist die Entwicklung einer digitalen Plattform für automatisierte Umsatzsteuererklärungen – ein Punkt, der das Unternehmen als Technologieführer unter den Next Six positioniert.
Forvis Mazars: Fusion und Wachstum
Der Zusammenschluss von Mazars und Forvis im Juni 2024 war ein echter Meilenstein. Mit einem Umsatz von 335 Millionen Euro (+21,4 %) haben sie sich direkt in die Top-Liga der Next Six katapultiert.
Der Fokus liegt hier auf der US-Expansion und der Nutzung des Forvis-Netzwerks für transatlantische Mandate. Die Integration von Oracle NetSuite-ERP-Lösungen ist ein weiterer Beleg dafür, dass hier technologiegetriebene Prüfungsprozesse im Mittelpunkt stehen.
Grant Thornton: Innovation durch KI
Grant Thornton verzeichnete ein Umsatzwachstum von 18 % auf 249 Millionen Euro. Besonders beeindruckend ist die Einführung von Audit GPT – einem KI-Chatbot, der Prüfungsdokumentationen automatisiert.
Neben der Technologie setzt Grant Thornton auf Cybersecurity und berät inzwischen über 120 Kommunen bei Digitalisierungsprojekten. Im Bereich Steuerberatung wuchs der Umsatz um 20 %, während der Bereich Legal Services mit 88 % ein enormes Wachstum verzeichnete.
Big Four vs. Next Six: Was ist der Unterschied?
Der deutsche Wirtschaftsprüfungsmarkt wird von zwei klar definierten Gruppen dominiert: Den Big Four (PwC, EY, Deloitte, KPMG) und den sogenannten Next Six (BDO, Rödl & Partner, RSM Ebner Stolz, Baker Tilly, Forvis Mazars, Grant Thornton). Während die Big Four in Bezug auf Umsatzvolumen und Marktanteil immer noch die klare Führung innehaben, holen die Next Six in einigen Bereichen überraschend stark auf.
Lass uns genau anschauen, was die Unterschiede sind und wo sich Chancen für dich als Berufseinsteiger ergeben.
Marktanteile und Umsatzvolumen
Die Big Four dominieren mit einem beeindruckenden Marktanteil von 51,5 %, was einem Gesamtumsatz von 10,2 Milliarden Euro im Jahr 2024 entspricht. PwC bleibt der Marktführer mit 3,05 Milliarden Euro Umsatz allein in Deutschland. Dicht gefolgt von Deloitte (2,65 Milliarden Euro), KPMG (2,61 Milliarden Euro) und EY, dessen Umsatz 2024 zwar noch nicht vollständig ausgewertet ist, aber 2023 bei 2,57 Milliarden Euro lag.
Im Gegensatz dazu kommen die Next Six zusammen auf einen Umsatz von rund 2,1 Milliarden Euro. Das ist deutlich weniger, aber das Wachstum dieser Unternehmen ist beeindruckend:
Unternehmen | Umsatz 2024 (Mio. €) | Wachstum gegenüber 2023 |
---|---|---|
BDO | 404 | +16,5 % |
RSM Ebner Stolz | 402,3 | +16 % |
Forvis Mazars | 335 | +21,4 % |
Grant Thornton | 249 | +18 % |
Rödl & Partner | 377 | +12,3 % |
Baker Tilly | 219,5 | +13,8 % |
Während die Big Four ein durchschnittliches Wachstum von 9–11 % verzeichnen, punkten die Next Six mit Wachstumsraten zwischen 12 % und 21 %. Das ist beeindruckend und zeigt, dass diese Unternehmen in gewissen Bereichen deutlich agiler sind.
Globale Netzwerke vs. Lokale Agilität
Die Big Four sind durch ihre stark integrierten globalen Netzwerke besonders gut für die Prüfung internationaler Großkonzerne aufgestellt. Ihre Struktur ist durch Partnerschaftsmodelle in über 150 Ländern fest verankert. Zum Beispiel:
- Deloitte: 13.789 Mitarbeiter in Deutschland
- PwC: Mehr als 15.000 Mitarbeiter in Deutschland
Die Next Six setzen auf hybride Modelle. Sie kombinieren lokale Partnerschaften mit internationalen Netzwerken wie RSM International (120 Länder) oder Mazars, das durch seine Fusion mit Forvis 2024 besonders an Einfluss gewonnen hat. Dieses Modell gibt ihnen mehr Flexibilität, um speziell auf die Bedürfnisse des Mittelstands einzugehen.
Unterschiedliche Dienstleistungsschwerpunkte
Die Schwerpunkte der beiden Gruppen unterscheiden sich deutlich:
Bereich | Big Four | Next Six |
---|---|---|
Klassische Prüfung | 30–40 % des Umsatzes | 40–50 % des Umsatzes, Fokus auf Nischen (z. B. Kryptovermögen) |
Consulting | 44 % des Umsatzes | Spezialisierte Lösungen (Plastiksteuer, CBAM-Beratung) |
Digitalisierung | Standardisierte KI-Tools | Eigenentwicklungen (z. B. Rödl & Partner’s Audit-SaaS) |
Regulatorische Anpassungen | Stärkere Betroffenheit durch EU-Abschlussprüferverordnung | Nutzung regulatorischer Nischen (z. B. CSRD-Umsetzung bei Grant Thornton) |
Die Big Four setzen stark auf Standardisierung und globale Abdeckung. Aber genau hier punkten die Next Six: Mit Speziallösungen für spezifische Märkte wie Digital Assets, ESG-Beratung und Nischenregulatorik haben sie sich in Deutschland als wichtige Alternative positioniert.
Mandatsstruktur und Kundenfokus
Die Big Four konzentrieren sich auf die Prüfung von 142 der 160 Unternehmen in den großen deutschen Aktienindizes (DAX, MDAX, SDAX, TecDAX). Das bedeutet, sie arbeiten überwiegend mit Großkonzernen und globalen Unternehmen zusammen.
Die Next Six setzen hingegen auf den Mittelstand:
- 60 % ihrer Mandate stammen von international agierenden KMU (kleine und mittelständische Unternehmen).
- Sie betreuen mittlerweile 12 % der DAX40-Unternehmen – eine Zahl, die weiter steigen könnte, wenn ihre Wachstumsstrategie aufgeht.
Regulatorische Herausforderungen und Zukunftsaussichten
Die Big Four stehen vor zunehmenden Herausforderungen durch striktere EU-Regulierungen. Dazu gehören:
- Rotationspflichten für Abschlussprüfer (max. 10 Jahre Mandatsdauer).
- Steigende Compliance-Kosten von 18–22 % pro Jahr.
Die Next Six haben hier den Vorteil, dass sie sich flexibler auf regulatorische Änderungen einstellen können. Ihre Compliance-Kosten liegen im Schnitt nur bei 12–15 % pro Jahr. Außerdem profitieren sie von neuen Technologien wie KI-gestützten Prüfungsverfahren (z. B. Grant Thorntons Audit GPT).
Fazit: Sind die Next Six eine Alternative zu den Big Four?
Wenn du in der Wirtschaftsprüfung, Beratung oder im Bereich ESG durchstarten willst, sind die Next Six längst keine Außenseiter mehr. Mit über 2,1 Milliarden Euro Umsatz und zweistelligen Wachstumsraten bieten sie Karrierechancen, die den Big Four durchaus Konkurrenz machen. Vor allem, wenn du dich für spezialisierte Dienstleistungen wie Digital Assets, M&A oder Nachhaltigkeitsberatung interessierst.
Und das Beste: Gerade bei diesen Firmen kannst du als Berufseinsteiger oft schneller Verantwortung übernehmen. Pumpkin Careers hilft dir dabei, die richtige Strategie für deine Bewerbung zu entwickeln – egal ob du direkt in die Big Four willst oder bei den Next Six deine Karriere starten möchtest.