Im Jahr 2025 hat die Zeppelin Universität in Friedrichshafen einen tiefgreifenden Wandel vollzogen. Sie verabschiedete sich vollständig von klassischen Aufnahmequoten, Bewertungsschemata und starren Auswahlkriterien.
Stattdessen setzt die Hochschule auf ein neues Zulassungsmodell, das auf individueller Beratung, persönlicher Passung und einem offenen, kontinuierlichen Auswahlverfahren basiert. Diese Entscheidung markiert einen Bruch mit jahrzehntelanger Hochschulpraxis und positioniert die ZU als Pionierin eines neuen Zulassungsverständnisses in Deutschland.
Von Selektion zu Beratung: Neues Auswahlverfahren an der Zeppelin Universität
Am 14. April 2025 beendete die Zeppelin Universität ihr bisheriges Auswahlverfahren. Ausschlaggebend für diesen Schritt waren zwei Entwicklungen. Erstens hat sich das Ausbildungsportfolio der Universität in den vergangenen Jahren stark diversifiziert. Mit interdisziplinären Programmen an der Schnittstelle von Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft ist es schwieriger geworden, einheitliche Auswahlkriterien sinnvoll anzuwenden.
Zweitens nehmen Unsicherheit und Orientierungsbedarf bei jungen Bewerberinnen und Bewerbern spürbar zu. Die Universität reagierte darauf mit einem beratenden Verfahren, das nicht selektieren, sondern potenzielle Studierende individuell begleiten soll.
Im Zentrum des neuen Systems steht ein 45-minütiges Auswahlgespräch mit drei Vertreterinnen und Vertretern der Universität. Dort geht es nicht mehr primär um Noten oder Testergebnisse, sondern um Motivation, persönliche Eignung und das Potenzial zur aktiven Mitgestaltung des Studiums. Numerus-clausus-Grenzen oder feste Punkteschwellen spielen keine Rolle mehr.
Rückgang der Studierendenzahlen: Zahlen, Ursachen, Reaktionen
Im Jahr 2014 hatte die Zeppelin Universität mit über 1300 eingeschriebenen Studierenden ihren bisherigen Höchststand erreicht. Über 300 Erstsemester begannen damals ihr Studium.
Drei Jahre später lag die Zahl bei 1020, darunter 418 Frauen und 602 Männer. Zehn Jahre nach dem Rekordjahr war von dieser Größe kaum noch etwas übrig. Im Studienjahr 2024/25 zählte die ZU nur noch 604 Studierende. Auch 2025 bewegt sich die Zahl laut internen Schätzungen lediglich zwischen 600 und 667.
Jahr | Studierende | Besonderheiten |
---|---|---|
2014 | >1.300 | Rekordjahrgang mit über 300 Erstsemestern |
2017/18 | 1.020 | 418 Frauen, 602 Männer |
2024/25 | 604 | Nur noch die Hälfte von vor zehn Jahren |
2025 | 600–667 | Aktueller Stand laut internen Schätzungen |
Die Gründe für diesen Rückgang sind vielfältig. Die ZU ist in ihrer inhaltlichen Ausrichtung besonders. Sie verbindet Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft in interdisziplinären Studiengängen. Gleichzeitig liegt sie abseits der großen Ballungszentren, in einer Region, die zwar wirtschaftlich stark, aber akademisch weniger sichtbar ist.
Hinzu kommen die finanziellen Herausforderungen einer privaten Universität. Der Gesamtetat liegt bei über 20 Millionen Euro. Davon trägt die Zeppelin-Stiftung jährlich rund sieben Millionen. Der Rest muss über Drittmittel und Studiengebühren finanziert werden. Wenn Studierendenzahlen sinken, geraten diese Einnahmen unter Druck.
Genau in dieser Situation beschloss die Universität, ihr gesamtes Zulassungssystem zu reformieren. Am 14. April 2025 wurde das bisherige Verfahren vollständig abgeschafft. Statt eines mehrstufigen Auswahlprozesses mit festen Aufnahmequoten setzt die ZU seither auf ein persönliches Zulassungsgespräch. Dieses dauert 45 Minuten und wird von drei Universitätsvertreterinnen oder Vertretern geführt. Es geht um Motivation, Persönlichkeit, Eignung und Passung. Noten oder standardisierte Tests stehen nicht im Vordergrund.
Es gibt keine Aufnahmequote und fixe Platzkapazitäten mehr an der Zeppelin Universität
Bis zu diesem Paradigmenwechsel arbeiteten auch private Hochschulen wie die ZU mit klaren Aufnahmequoten.
Externe Schätzungen gingen in den vergangenen Jahren von einer Aufnahmequote der Zeppelin Universität zwischen 25 und 35 Prozent aus. Das entsprach dem, was man von privaten Hochschulen wie der WHU oder der EBS erwarten konnte. Für Bewerberinnen und Bewerber bedeutete das: Jeder Dritte oder Vierte bekam einen Studienplatz. Wer die Auswahlrunde überstand, konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, auch angenommen zu werden.
Die ZU hatte ein ausgefeiltes Verfahren mit schriftlicher Bewerbung, Fallstudien, Gruppenübungen, Einzelinterviews und standardisierten Bewertungsbögen. Es war selektiv, effizient und effektiv. Die Abschlussquote lag konstant bei über 95 Prozent.
Seit April 2025 existiert nun keine Aufnahmequote mehr. Die ZU veröffentlicht keine Verhältniszahlen zwischen Bewerbungen und Zusagen. Es gibt keine fixen Platzkapazitäten pro Semester. Wer sich bewirbt, wird zum Gespräch eingeladen, sofern die Grundvoraussetzungen erfüllt sind. Diese Grundvoraussetzungen sind überschaubar.
Für den Bachelor reicht die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife, ein sechswöchiges Vorpraktikum, das auch noch nach Studienbeginn nachgeholt werden kann, sowie gute Deutsch- und Englischkenntnisse. Für den Master ist ein anerkannter erster Hochschulabschluss nötig. Auch fachfremde Bewerbungen werden geprüft.
Neues Bewerbungsverfahren: Rolling Admissions und Gespräch statt Quote
Mit dem neuen Zulassungsverfahren bietet die Zeppelin Universität ein rollierendes Bewerbungsmodell an. Studierende können sich bis zu drei Semester im Voraus bewerben. Auswahltage sind fest terminiert, das Auswahlgespräch bleibt zentraler Bestandteil.
Studienstart | Bewerbungsfrist | Auswahltag |
---|---|---|
Fall 2025 | bis 27. Juli 2025 | 6. August 2025 |
Spring 2026 | bis 12. Oktober 2025 | 22. Oktober 2025 |
Fall 2026 | bis 9. November 2025 | 19. November 2025 |
Die Universität verzichtet vollständig auf einen Numerus Clausus. Für den Bachelor benötigen Bewerbende lediglich die allgemeine oder fachgebundene Hochschulreife, sehr gute Deutsch- und Englischkenntnisse sowie ein sechswöchiges Vorpraktikum, das notfalls auch nach Studienbeginn nachgeholt werden kann. Master-Bewerbungen setzen einen ersten Hochschulabschluss voraus, wobei auch fachfremde Studienverläufe akzeptiert werden.
BWL-Programme im Fokus: Corporate Management & Economics
Besonderes Interesse gilt dem wirtschaftswissenschaftlichen Kernprogramm Corporate Management & Economics (CME). Es handelt sich dabei um einen vierjährigen Bachelor mit interdisziplinärer Ausrichtung. Inhalte aus Betriebs- und Volkswirtschaft werden kombiniert mit Elementen aus Kultur- und Politikwissenschaft.
Der Studiengang ist deutsch- und englischsprachig, umfasst 240 ECTS und kostet derzeit 6550 Euro pro Semester. Im Masterbereich existieren zwei Varianten: ein einjähriger Master für Absolventen wirtschaftlicher Studiengänge und ein konsekutives zweijähriges Programm. Die Spezialisierungen reichen von Family Business bis zu nachhaltiger Mobilität. Die Studiengebühren betragen etwa 5490 Euro pro Semester.
Position im Vergleich: Zwischen Exklusivität und Experiment
Im Kontext deutscher Hochschulen nimmt die Zeppelin Universität eine besondere Rolle ein. Im Gegensatz zu anderen privaten Hochschulen operiert sie inzwischen vollständig quotenfrei. Ein direkter Vergleich zeigt ihre Sondersituation:
Institution | Typ | Aufnahmequote | Studierendenzahl |
---|---|---|---|
ZU Friedrichshafen | Quotenfreies System (2025) | – | ~600 |
WHU Otto Beisheim | Traditionelle Quote | ca. 15 bis 20 Prozent | ~1500 |
EBS Universität | Traditionelle Quote | ca. 25 bis 30 Prozent | ~2000 |
Universität Mannheim | Staatlich, NC | ca. 9 Prozent (BWL) | ~12000 |
Während andere Anbieter mit klaren Quoten, NC-Werten oder Leistungsgrenzen arbeiten, betont die ZU die persönliche Eignung und Passung. Damit entfernt sie sich bewusst vom Wettbewerb um reine Notenstärke und positioniert sich stattdessen als werteorientierte und dialogoffene Institution.
Besonderheiten der Zeppelin Universität: Betreuung, Struktur, Abschlussquote
Die ZU setzt auf intensive Betreuung. Der Betreuungsschlüssel liegt bei einem Dozierenden auf neun Studierende. Auch das Studienmodell unterscheidet sich. Als erste deutsche Universität führte die ZU flächendeckend vierjährige Bachelorstudiengänge ein, die internationalen Standards besser entsprechen und mehr Zeit für forschungsorientiertes Lernen lassen.
Hinzu kommt eine außergewöhnlich hohe Abschlussquote. Interne Daten zeigen, dass 95 Prozent der Studierenden ihr Studium erfolgreich abschließen. Diese Zahl ist im deutschen Hochschulsystem nahezu einzigartig. Sie unterstreicht die Wirksamkeit des bisherigen Auswahlverfahrens und die hohe Qualität der Lehre.
Fazit: Ein mutiger Schritt mit offenem Ausgang
Die Abschaffung der Aufnahmequoten ist ein radikaler Schritt, der Risiken birgt, aber auch Chancen schafft. Für die Universität bedeutet es mehr Flexibilität und die Möglichkeit, auf individuelle Lebensläufe einzugehen. Für Bewerberinnen und Bewerber sinkt die formale Einstiegshürde, was den Zugang zur Hochschule theoretisch erleichtert.
Gleichzeitig liegt die Verantwortung stärker bei den Bewerbenden selbst, ein überzeugendes Gesamtbild zu präsentieren.
Ob das neue System langfristig erfolgreich sein wird, entscheidet sich daran, ob es gelingt, das Profil der ZU zu schärfen, die Zahl der qualifizierten Bewerbungen zu erhöhen und die wirtschaftliche Basis zu stabilisieren. Klar ist: Die Zeppelin Universität hat 2025 einen mutigen Weg eingeschlagen, der das deutsche Hochschulsystem herausfordert – und vielleicht verändert.