Bewerbung | Lesezeit: 4 Minuten
In diesem Artikel zeigen wir dir, was Stärken und Schwächen sind, wie du deine eigenen herausfindest und wie du sie im Bewerbungsprozess und im Vorstellungsgespräch richtig vermittelst.
Stärken sind Fähigkeiten und Talente, welche aus deinem Verhalten, deinen Glaubenssätzen und deinen Kompetenzen bestehen. Die Aufgaben, welche dir liegen, also worin du Talent hast, sollten dir grundsätzlich und mit verhältnismäßig wenig Training, um ein Vielfaches leichter fallen als andere Aufgaben.
Den genauen Unterschied zwischen Stärken und Schwächen kann man am besten durch ein sehr simplifiziertes Beispiel darstellen:
Versetze dich in die 1. Klasse, als du mit deiner Klasse im Sportunterricht das erste Mal einen 50m-Sprint machen musstest. Dir fiel das Sprinten leicht und du konntest deutlich schneller rennen als deine Mitschüler. Das war somit eine Stärke. Beim Werfen hingegen konntest du ohne Training leider nicht wirklich performen und warst deutlich schlechter als der Durchschnitt, das war somit deine Schwäche.
Trotz dessen, dass dieses Beispiel vereinfacht zwischen Stärken und Schwächen differenziert, dient es dir als Anhaltspunkt, deine eigenen Stärken und Schwächen herauszufinden.
Natürlich fällt dir nicht wie im Beispiel immer gleich bei der ersten Ausübung einer Tätigkeit auf, dass du in diesem Bereich stärker oder schwächer als andere bist. Aus diesem Grund solltest du dir folgende Fragen stellen. Wichtig dabei ist nicht voreingenommen zu sein und manche Stärken als schlecht anzusehen oder gewisse Vorurteile zu haben, denn bei Stärken und Schwächen gibt es keine falschen Antworten:
Wichtig ist, dass du nicht einfach Beispiele wählst, die gut klingen. Denn gute Stärken und Schwächen sind nur diejenigen, die auf dich zutreffen und zeigen, dass du dich mit deinen Stärken und Schwächen auseinander gesetzt hast und einen Ansatz gefunden hast, mit deinen Stärken und Schwächen umzugehen und dich basierend auf beiden zu verbessern!
In dieser Auflistung findest du Beispiele für Stärken und Schwächen, welche dir als Ansatz dienen können, deine eigenen Stärken und Schwächen zu finden. Doch nochmals unser wichtiger Tipp: Such dir nicht einfach Tipps aus, die gut klingen, sondern beschäftige dich intensiv mit dir selbst und überlege, welche Stärken und welche Schwächen auf dich zutreffen. Dazu folge diesem Vorgehen:
Stärken | Wenn das deine Stärke ist dann, … |
Analysestärke | Verstehst du viele Situationen oder Zusammenhänge sehr gut und klar und schlussfolgerst daraus auch schnell |
Ausdauerfähigkeit | Bist du bei dem was du machst, unabhängig von den Erfolgsschritten unerbittlich und gibst nahezu nie auf, egal wie viele Rückschläge du dabei erleidest |
Belastbarkeit | Kannst du auch unter Zeitdruck mit einer sehr hohen Workload noch sauber und fokussiert arbeiten |
Bescheidenheit | Kannst du unabhängig von den Faktoren Geld, Macht und Status auf jeden zugehen und bist niemand der mit seinem Hab und Gut protzen würde |
Blick für das große Ganze/“Über den Tellerrand hinausgucken“ | Bewahrst du auch wenn du bei einem Projekt nur eine kleine Teilaufgabe hast, willst du trotzdem nicht nur dein Puzzleteil kennen, sondern interessierst dich auch für die Aufgaben der anderen und das Projekt als Gesamtheit |
Disziplin | Erledigst deine Aufgaben nach Plan und erstellst nicht nur regelmäßig Zeitpläne sondern bis auch so diszipliniert diese durchzuziehen |
Durchsetzungsstärke | Kannst du dich gut unter einer Gruppe von Leuten mit verschiedenen Meinungen durchsetzen und deinen Standpunkt klar machen |
Einfühlungsvermögen (Empathie) | Kannst du dich sehr gut in die Situation und die Gefühlswelt von anderen hineinversetzen |
Kommunikationsfähigkeit | Bist du sehr gut darin deine Wünsche und Probleme klar und freundlich anderen mitzuteilen |
Kontaktfreude | Bist du gern unter und mit anderen Menschen und freust dich auch neue Leute kennenzulernen |
Kritikfähigkeit | Kannst du sehr gut mit Kritik umgehen und weißt auch wie wichtig die Kritik für deine persönliche Entwicklung ist |
Lernbereitschaft | Lernst du gerne neue Dinge, vorallem dann, wenn diese nur eine kleiner Schritt sind damit du etwas größeres erledigen kannst |
Mathematisches Verständnis | Bist du gut darin theoretische Modelle zu verstehen und kannst diese auch anwenden |
Organisationstalent | Bist du sehr gut dich selbst deine Tasks und ggf. auch andere im Team gut zu organisieren |
Sorgfalt/Gewissenhaftigkeit | Legst du sehr viel Wert darauf, dass Dinge ordentlich erledigt werden und auch kein Fehler auftaucht |
Stressresistenz | Ist es egal wie viel Stress du durch die Arbeit oder andere Faktoren hast, du gerätst deswegen nicht in Panik sondern gehst trotz deiner Situation mit einer gewissen Coolness an deine Tasks |
Teamfähigkeit | Bist du sehr gut darin dich mit anderen zu arrangieren und bist auch anpassungsfähig im Umgang mit anderen Persönlichkeitstypen |
Technisches Verständnis | Kannst du physikalische und chemische Zusammenhänge gut verstehen und du tüftelst auch gerne an technischen Geräten |
Textverständnis | Liest du etwas und hast diesen Text nicht nur verstanden sondern kannst diesen mit den wichtigsten Punkten auch zusammenfassen bzw. widergeben |
Verantwortungsbewusstsein | Fühlst du dich gegenüber gewissen Menschen oder Aufgaben verpflichtet bzw. verantwortlich für ihren Erfolg oder ihr Scheitern |
Schwächen | Wenn das deine Schwäche ist dann, … |
Abwartend | Wartest du oft ab bis eine gewisse Situation so ist wie du sie dir vorstellst ohne dein Eingreifen, wobei aber meist die Welt an dir vorbeizieht ohne, dass du darin gelebt hast |
Beherrscht | Hast du deine Gefühle unter deiner Kontrolle, lässt diese aber auch nie durch eine Aktion raus, was langfristig zu Depressionen führt oder dich irgendwann gefühlsmäßig explodieren lässt |
Besorgt | Machst du dir wegen noch so kleinen Dingen sehr große Sorgen, womit du dich nicht mehr auf die wichtigen und schönen Dinge konzentrieren kannst |
Detailverliebt | Achtest du auf jedes noch so kleinste Detail, worin du dich auch des Öfteren verlierst und den Sinn fürs Wesentlich außen vor lässt |
Emotionale Distanz | Interagierst du zwar mit anderen Menschen, aber du lässt diesen Austausch nie auf eine emotionale Ebene kommen, wodurch auch nie wirklich intime zwischenmenschliche Beziehungen entstehen |
Hastig | Handelst du nur im Aufgaben „schnell“ zu erledigen vorschnell ohne davor nachzudenken und bist dann ungenau und unvorsichtig gegenüber deinem Umfeld |
Interesse an zu vielen Dingen, Fokus auf einzelne Dinge fällt mir schwer | Interessierst du dich für sehr viele verschiedene Bereiche und es mangelt dir aufgrund deiner vielseitigen Interessen teilweise an Disziplin und Ausdauerfähigkeit |
Lakonisch | Bist du bei allem sehr kurz angebunden, eher wortkarg und nicht wirklich kommunikativ |
Rational | Bist du eher gefühlskalt und siehst alles aus einer praktischen Sicht ohne etwaige Emotionen zu berücksichtigen |
Reserviert | Verhaltest du dich gegenüber anderen eher nicht entgegenkommend oder auf sie zugehend, sondern hältst dich zurück |
Skeptisch | Zweifelst du an sehr vielen Dingen in deinem Leben und hinterfragst sehr viel ohne dabei absolute Gewissheit für dich selbst zu erlangen |
Spontan/Unzuverlässig | Hast du sehr selten einen fixen Tagesplan, und bei Verabredungen kann es sein, dass du gar nicht erscheinst, weil du spontan noch etwas wichtigeres zu tun hattest |
Stur | Bist du bei einem Konflikt unnachgiebig und egal ob dir dein gegenüber entgegenkommt du bleibst bei deiner Meinung und gehst davon nicht runter auch wenn dies einen Misserfolg bedeutet |
Überkontrollierend | Willst du über alles und jeden den Überblick und die Kontrolle haben, denn alles was nicht innerhalb deines Systems ist mach dich nervös |
Verschlossen | Bist du schwer für andere zu verstehen und meidest eher Gespräche und Interaktionen mit anderen Menschen |
Vorsichtig | Bleibst du bei vielen Dingen immer in Alarmbereitschaft auch wenn es keinen guten Grund dazu gibt |
Zu selbstlos | Bist du sehr freundlich und zuvorkommend zu anderen, allerdings tust du sehr viel für die anderen, dass du dabei ganz auf dich selbst vergisst dich vernachlässigst und dabei auf lange Zeit unglücklich wirst |
Zurückhaltend | Bist du in der Gesellschaft von anderen eher schüchtern und traust dich nicht zu gewissen Dingen eine klare Meinung abzugeben, aus Angst jemand könnte etwas dagegen sagen |
Das Bewerbungsschreiben stellt den idealen Platz dar, um deinem zukünftigen Arbeitsgeber deine Stärken vorzustellen. Allerdings steht dir dafür nur begrenzter Platz zur Verfügung, weshalb deine Formulierungen möglichst stichhaltig sein müssen. Beschränke dich auf diejenigen Stärken, welche für die erträumte Stelle relevant sind. Vermeide jedoch wahllos aneinandergereihte Aufzählungen, sondern konzentriere dich stattdessen auf ein bis zwei wirklich wichtige Stärken, die du durch deine bisherigen Erfahrungen sehr gut belegen und auch erläutern kannst.
Nenne nur Stärken, die tatsächlich auf dich zutreffen. Sonst läufst du Gefahr bereits in der Probezeit gekündigt zu werden, da die fehlende Übereinstimmung deiner angepriesenen Stärken mit deinen tatsächlichen Vorzügen schnell auffallen wird. Beschreibe keine selbstverständlichen Stärken, wie etwa Pünktlichkeit, sondern versuche dich mit deinen Stärken auf die Bedürfnisse des Unternehmens einzugehen. In quantitativen Berufen sind beispielsweise Analysefähigkeiten gefragt, wohingegen du im Sales-Team eher Kommunikationsfähigkeiten aufweisen solltest.
Versuche dem Unternehmen, bei welchem du dich bewirbst, zu verdeutlichen, dass du die gewisse Stärke besitzt, indem du unbedingt Beispiele für deine Stärken anführst. Anhand dieses Beispiels kannst du dann auch erklären, dass deine Stärke genau passend für den Job ist, auf welchen du dich bewirbst.
Deine Schwächen sind nichts Negatives, also vermeide es diese auch so zu sehen, sondern erkenne sie als eine Möglichkeit dich weiterzuentwickeln. Das ist definitiv etwas Positives und wird auch von Recruitern als Zeichen von geistiger Reife angesehen. Die eigenen Schwächen zu kennen, gehört zu unseren größten Stärken. Im Anschreiben solltest du den begrenzten Platz allerdings nicht für diese meist sehr wohl erwünschte Ehrlichkeit nutzen, sondern auf deine Schwächen erst beim persönlichen Vorstellungsgespräch eingehen (wenn du danach gefragt wirst).
Solltest du unbedingt auf deine Schwächen eingehen wollen, oder ist dies unter Umständen vom Unternehmen sogar erwünscht, erkläre nicht nur was du nicht kannst. Gehe ebenso kurz darauf ein, wie du an deinen Schwächen arbeiten willst oder vielleicht sogar bereits tust. Ebenso kannst du auch beschreiben welche Stärken diese Schwächen ausgleichen.
Sei dir darüber im Klaren, dass dein Gegenüber keinen Arbeitsroboter erwartet. Du darfst zu deinen Schwächen stehen. Wenn du gefragt wirst, was deine Schwächen sind, vermeide unbedingt diese ausweichenden Antworten:
„Ich bin Perfektionist.“
„Ich arbeite zu viel.“
„Ich bin ungeduldig.“
„Ich habe keine nennenswerten Schwächen.“
Betrachte deine Schwächen immer als Entwicklungspotential. Erkläre deshalb auch im persönlichen Gespräch deine Schwäche zu einer Herausforderung und zeige, wie du diese meistern wirst. Dabei solltest du die Vorgehensweise immer möglichst genau beschreiben. Dadurch signalisierst du den Willen und die Entschlossenheit so nahe wie möglich an den perfekten Arbeitnehmer heranzukommen. Dadurch zeigst du Ehrlichkeit, Reflektion und emotionale Reife.
Auch wenn du in deinem Vorstellungsgespräch nicht direkt auf deine Stärken angesprochen wirst, versuche dennoch deine Stärken, am besten anhand von Beispielen, in das Gespräch einfließen zu lassen (z.B. im Rahmen der Selbstpräsentation). Fragen, auf die du dabei eingehen solltest sind beispielsweise: Was machst du besonders gerne? Was machst du besonders gut? Mit welchen Tätigkeiten/Menschen/Rahmenbedingungen fühlst du dich besonders wohl?
Gehe beim Gespräch, sowohl auf persönliche, als auch auf fachliche Stärken ein. Beispiele für persönliche Stärken sind unter anderem Engagement, Gewissenhaftigkeit, Organisationsgeschick und Kommunikationsfähigkeit. Fachliche Stärken sind unter anderem analytisches Denken, Selbstständigkeit, Sinn für Geschäftsideen, Durchsetzungsvermögen, Verantwortungsbewusstsein, Überzeugungskraft/Verhandlungsgeschick und Zahlenaffinität. Achte auf eine Ausgewogenheit zwischen diesen beiden Stärke-Gruppen.
Solltest du bisher noch keine oder sehr wenig Arbeitserfahrung gesammelt haben sind folgende Stärken auf jeden Fall gut anzuführen bzw. zu erwähnen im Vorstellungsgespräch: Lernbereitschaft, strukturierte Arbeitsweise, Flexibilität.
Auch hier gilt es nicht nur Stärken zu behaupten, sondern diese auch durch Beispiele und Erfahrungen zu belegen. Bleibe nie zu abstrakt. Des Weiteren ist es wieder wichtig zu selektieren: Erwähne lediglich die für die Stelle relevanten Stärken. Der Fokus liegt demnach auf Qualität und nicht auf Quantität.
Bleibe unbedingt ehrlich, verkaufe dich jedoch niemals unter deinem Wert und stehe selbstbewusst zu deinen Stärken.