Kommen wir nun zu J. P. Morgan und der nach ihm benannten Bank. Die Geschichte der Bank reicht bis in das Jahr 1838. In diesem Jahr wurde die George Peabody & Company gegründet. Junius Spencer Morgan, der Vater von J.P. war bei George Peabody & Company einer der Partner. So kam es, dass J.P ab 1857 ebenfalls für diese Firma arbeitete und zwar in London in einer der Niederlassungen der Firma, die seinem Vater anteilig gehörter. Nur ein Jahr später ging J.P. dann zurück in die USA nach New York.
Nachdem er dort einige Jahre verweilte, gründete J.P. Morgan 1871 zusammen mit Anthony Joseph Drexel, das Bankhaus Drexel, Morgan & Company. Dieses firmierte ab 1895, nach dem Tod von Anthony J. Drexel, als J. P. Morgan & Company.
Das Unternehmen nutzte insbesondere die Eisenbahnkrise von 1893 für sich, indem es bei den anschließenden Restrukturierungen der Eisenbahngesellschaften die Finanzierung sicherstellte. 1901 war J.P. Morgan federführend bei der Schaffung des Stahltrusts United States Steel Corp. und konnte mehrere Fusionen erfolgreich begleiten. Die United States Stell Corp. war die zu der Zeit größte Aktiengesellschaft der Welt. Neben den Einnahmen aus dem Wertpapierverkauf des Stahltrusts sicherte sich Morgan Einnahmen in Höhe von 150 Millionen US Dollar für Verhandlungsgebühren.
1902 wurde zusätzlich ein Schifffahrtstrust gegründet, die International Mercantile Marine Company. Zu dieser gehörten die White Star Line, für die unter anderem auch die Titanic fuhr. Morgan sollte ursprünglich an der Jungfernfahrt der Titanic im April 1912 teilnehmen und bekam auch eine Luxus-Suite zugewiesen, stornierte sein Ticket allerdings kurzfristig. Zu den Hintergründen dieser Entscheidung gibt es verschiedenste Gerüchte, die jedoch nicht vollständig mit Fakten belegt wurden.
Die erwähnte Schifffahrtsbranche, die Eisenbahnindustrie und der Stahltrust waren allerdings nicht seine einzigen Investmentziele. Auch das Potential der Automobilindustrie wurde von ihm erkannt: Als diese 1903 noch sehr neu auf dem Markt war, steuerte er zwei Drittel des Aktienkapitals der Maxwell-Briscoe Motor Company bei. Der Automobilhersteller wurde drittgrößter seiner Art in den USA und bildet Jahre später die Basis für die bekannte Chrysler Corporation.
John Pierpont Morgan war somit nicht nur als Banker sondern auch einer der größten Investoren in den USA zur damaligen Zeit. Er prägte beim Investieren den Begriff „Morganisieren“. Dieser Begriff beschrieb das Vorgehen, in Schwierigkeiten geratene Unternehmen zu übernehmen und neu auszurichten. Morgan legte bei seinen Investitionen und Bankgeschäften großen Wert auf Stabilität und Vorhersagbarkeit der Geschehnisse. Mehrmals griff er mit dieser Idee auch in die Staatsfinanzen ein und rettete die USA so vor dem finanziellen Ruin. Zugleich konnte er die Staatsanleihen, die er 1895 und 1907 in Krisenjahren erwarb, nur kurze Zeit später gewinnbringend wieder verkaufen.
Bis zu seinem Tod weitete Morgan seine florierenden Geschäfte in der Eisenbahnbranche, im Bankenwesen und der Schifffahrt auch auf die Telekommunikations- und Elektroindustrie aus. Dabei war er insgesamt überaus erfolgreich und einflussreich, er kontrollierte 1901 unter anderem über 50% des Eisenbahnstreckennetzes und zwei Drittel der gesamten Stahlproduktion in den USA.
1912 wurde ein Prozess gegen ihn wegen fragwürdiger Finanzgeschäfte geführt. Trotz eines Freispruchs, wurde im Zuge der Gerichtsverhandlungen sein Einfluss und sein Vermögen öffentlich zugänglich.